Skone Stones

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Trainingswand für Österreichisches Bundesheer, Seetaler Alpe 1982

1980 Auszeichnung für gutes Design des Österreichischen Wirtschaftsministeriums

1979 war das Klettern auf künstlichen Felsen ein absolutes „no go.“ Klettern war damals noch nicht Sport, sondern eher Abenteuer für ein paar Sonderlinge. So wurde das zumindest in der breiten Öffentlichkeit gesehen.  Kein alpiner Verein oder Fremdenverkehrsgemeinde wollte das finanzielle Risiko eingehen, eine Kletterwand zu bauen.  Aber die Free Climbing Bewegung war gerade im entstehen. Die Medien trugen auch ihren Teil dazu bei Klettern das Klettern vom heroischen Nordwandimage zu befreien und brachten Filme von durchtrainierten Kletterathleten und knapp bekleideten Kletteamazonen in sonnendurchfluteten Felslandschaften. Klettern war am Weg Sport zu werden. Es war daher abzusehen, dass, um seinen Kletterstandard zu erhöhen,  es speziell dafür vorgesehen Trainingsmöglichkeiten geben wird müssen.  Der Berg musste jederzeit verfügbar sein. Aber Berge nachzubauen birgt die Gefahr in sich, in schlechte Grottenbahnarchitektur auszuarten. Oder man klettert auf modifizierten Steinwänden. Es musste damals ja noch immer Stein oder etwas steinähnliches sein, auf das man stieg. Plastikgriffe waren damals undenkbar.

Daher entschloss ich mich damals eine Modulform zu entwickeln, die keine ungeschickte Bergnachbildung sein sollte, sondern die Erstellung freistehender klarer Objekte ermöglichte. Erst ca. sieben Jahre später wurden Plattenwände mit aufgeschraubten Plastikgriffen „state of the art“. Die Skone Stones (In der Namensgebung ein Wortspiel aus der Bezeichnung des Krönungssteins Schottischer und Englischer Könige und dem Namen des Erfinders) waren somit die Vorläufer der heutigen Kletterwände und veränderten das Klettern fundamental. Es wurden 14 Kletterwände zwischen 1980 und ca. 1988 aus Skone Stones in Österreich, Deutschland und Schottland gebaut.

Auszug aus: „Human Factors als Grundlage der Designpädagogik“

Die Vorläufer der derzeit weltweit eingesetzten Klettertrainingswände aus Plattenmaterial und aufgeschraubten Kunststoffgriffen waren die 1979 von mir mit der Fa. Katzenberger entwickelten Skone Klettersteine, ein Modulsystem aus Betonblöcken, das es ermöglichte einfach, rasch und kostengünstig Türme zu bauen, die ein Klettertraining ermöglichen. Es wurden vor allem in Österreich in den frühen 1980er Jahren mit diesem System die weltweit ersten Klettertürme aus vorgefertigten Elementen gebaut.

Ausgangspunkt für das Designkonzept waren vor allem die Fragen: „Was sind die grundlegenden, beim Klettern durchgeführten Bewegungsabläufe und die im Gelände vorkommenden Felsstrukturen in den unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen?“ und „In welchem Maßverhältnis stehen diese Felsstrukturen zueinander, damit diese Bewegungsabläufe gelernt oder geübt werden können?“

Dies war vor allem eine anthropometrische und sportbiomechanische Untersuchungsaufgabe.

Vorerst wurden die typischen Kletterbewegungen („moves“) biomechanisch analysiert und kategorisiert. Z.B.: Klemmtechniken in Rissen, Steig- und Drückbewegungen beim Hochsteigen etc. Daraus ergaben sich typische Rissformen und –maße und ein Anforderungsprofil bzgl. Abstand und Größe der Griffe und Tritte zu einander .

Im Rahmen von Feldforschung wurden für ihren Schwierigkeitsgrad typische Kletterrouten im Gelände vermessen, mit dem Ziel Durchschnittswerte bzgl. Geländeneigung, Griff- und Trittform, Griff- und Trittgröße, Abstand der Griffe und Tritte zueinander und Rissstrukturen zu erarbeiten und diese Werte mit den biomechanischen Anforderungen abzustimmen.

Da ein relevanter Faktor für die Marktfähigkeit vor allem der Kostenfaktor war, galt es nun diese anthropometrisch- biomechanischen Werte in eine modulare Konstruktion zu „übersetzen“, die eine leichte Produzierbarkeit und Montage gewährleistet. Eine weitere technische Bedingung war, dass die Konstruktion „frei“ stehend gebaut werden sollte (also nicht an eine vorgegebene Wand oder Gerüst montiert) und 2Tonnen Windbelastung standhalten musste.

Da das Konzept einer künstlichen Trainingswand fürs Klettern eine paradigmatische Neuheit im Alpinsport darstellte, galt es zu diesem Zeitpunkt eine größtmögliche Akzeptanz bei den Kletterern zu bekommen. 1979 war das Training auf „künstlichen“ Wänden zwar etwas was sinnvoll und wünschenswert erschien, jedoch die Vorstellung von Form und Oberfläche einer möglichen artifiziellen Struktur noch stark geprägt von „gelernten“ Felsoberflächen. Es galt eine Lösung zu finden, die eigenständige skulpturale Qualitäten hatte, jedoch vor allem durch seine Oberfläche klare Assoziationen mit natürlichem Fels zuließ. Die heutigen Plattenkonstruktionen mit aufgeschraubten Kunstharzgriffen, wären 1979 der internationale Klettererszene zu abstrakt erschienen. Die Haptik der Griffe und die Kontaktreibung zwischen Kletterschuh und Felsoberfläche waren stark Ausschlag gebend für den Erfolg oder Misserfolg dieser Idee.

Die Lösung für die äußerst komplexe Aufgabe bestand aus zwei unterschiedlich strukturierten Betonwürfel mit einer Seitenhöhe von 50cm mit einer durchgehenden rohrförmigen Innenausnehmung. Dies ermöglichte die rasche Errichtung von Türmen auf einem Fundament mit herausragenden Stahlarmierungen. Die Blöcke wurden mit den Röhren aufeinander auf die Armierungen aufgestapelt und dann mit Sichtbeton vergossen. Damit konnte man den statischen Anforderungen entsprechen.

Die Konstruktion ermöglichte die Nachbildung unterschiedlichster Rissbreiten und unterschiedlichen Griff- Trittformen. Mit Zusatzplatten war es möglich sowohl Kletterrouten mit weniger Neigung, wie auch dachförmige Überhänge zu gestalten.

Der Betonwürfel wurde nach mehreren Material- und Herstellungsversuchen aus Rüttelbeton mit hohem Quarzsandanteil hergestellt. So ergab die Oberfläche der Türme eine Ähnlichkeit mit den bei den Kletterern so beliebten Sandsteintürmen der sächsischen Schweiz. Die Formsprache jedoch orientierte sich an einer sehr reduzierten architektonischen Geometrie.

James G. Skone. In: Sensorisches Labor Wien. (Hg). Madalina Diaconu, Gerhard Buchbauer, James G. Skone, Karl-Georg Bernhardt, Elisabeth Menasse-Wiesbauer.